Reinkarnation

Die bekannteste Methode dafür, Erinnerungen an frühere Leben hervorzurufen, stellen sogenannte Rückführungen oder Alters-Regressionen dar. In der Frühphase der Methode wurde tiefe Hypnose angewendet, um an die im Unterbewusstsein gespeicherten Erinnerungen zu gelangen. Heute wird der Klient in der Regel nur noch in einen entspannten “Alphazustand” geführt, in dem er sich voll des “Hier und Jetzt” bewusst bleibt und selbstständig Entscheidungen treffen kann (z. B. die Rückführung abzubrechen). 

Auf die Möglichkeit, in frühere Leben zurückzuführen, sind einige Hypnotherapeuten und klinische Psychoanalytiker gestoßen, als sie in Anwendung ihrer Regressionstechnik bezüglich des aktuellen Lebens unpräzise Fragen stellten und unbeabsichtigt Erinnerungen hervorriefen, die sich anscheinend auf ein früheres Leben bezogen. Der Erste, dem es so erging, war der Direktor der Polytechnischen Hochschule Paris, Albert de Rochas. Er machte Versuche von 1892 bis 1910. Heutigen Schul-Psychiatern erging es ebenso: z. B. Brian Weiss, Edith Fiore, u.a..  

Daraus hat sich seit ca. 4 Jahrzehnten die Methode der Reinkarnationstherapie oder Rückführungstherapie entwickelt.  Der Kern der Methode besteht darin, im Alphazustand Erinnerungen an Erlebnisse des aktuellen Lebens und an solche in früheren Leben zu wecken. Wenn traumatische Erlebnisse auftauchen, werden sie kurz erneut durchlebt und anschließend so verarbeitet, dass psychische oder körperliche Probleme im heutigen Leben gelöst oder gelindert werden. Bis auf das Zulassen von Erinnerungen aus „früheren Leben“ bedient sich diese Methode also an sich bekannter psychotherapeutischer Methodik.  Daher wird von “Reinkarnation” gesprochen.

Rückführungstherapeuten kümmern sich in aller Regel nicht um die Frage, ob die Erinnerungen ihrer Klienten “echt” oder nur Phantasien sind. Ein therapeutischer Erfolg ist unabhängig davon, ob die Beteiligten an die Wiedergeburt glauben oder nicht. Für die Therapeuten ist es zumeist Beweis genug, dass ihre Methode Erfolge aufzuweisen hat.

Vor einer Rückführung wird eine ausführliche Anamnese der Problematik des Klienten vorgenommen. Zum Abschluss dieser Phase wird eine Schlüsselfrage (oder werden mehrere) formuliert, mit der der Klient in die Rückführung einsteigen will, um an sein Problem heran zu kommen.

Die Rückführung selbst findet zumeist im Liegen in einem leicht abgedunkelten Raum bei beruhigender Musik statt.  

Bilder tauchen nun im Klienten auf, die er auf Nachfrage des Rückführers beschreibt. Wichtig ist, dass sich der Klient in einem Körper mitten im Geschehen und nicht nur als unbeteiligter Zuschauer erlebt. Die Fragen zielen auf die erlebten Gefühle und nicht auf Faktenwissen, denn es geht um Therapie, nicht um Forschung.

Ein „Helfer“, der das unbewusste Ich in personifizierter Form als menschliche oder Lichtgestalt darstellt, wird mit Hilfe des höheren Selbst gerufen, um über die zu bearbeitende Problematik oder andere wichtige Situationen zu sprechen. Die Antworten können wie Gedanken im Kopf kommen, ähnlich einer telepathischen Verbindung, oder so als ob man seine eigene Stimme hörte. Die wichtigsten Stationen eines Lebens bis zum Nacherleben des Todes in einem vergangenen Leben werden angesteuert. Nach Bezugspersonen im früheren Leben, die im heutigen wieder eine Rolle spielen, wird gefragt. Es können auch Sachfragen nach objektivierbaren Tatsachen eingestreut werden.

Heilerfolg ist erst dann zu erwarten, wenn das auslösende Erlebnis wiedererlebt wird. Dazu muss man sich häufig nicht nur in einem Leben als „Opfer“, sondern auch in einem davor liegenden als „Täter“ erleben. Eine Anzahl von Techniken steht zur Verfügung, um seelische Traumata (Verletzungen der eigenen, aber auch der Psyche von Bezugspersonen) oder Programmierungen aus dem früheren Leben zu behandeln. Zum Abschluss der Rückführungssitzung wird der Helfer gebeten, den Klienten in ein Lichtbad zu hüllen, in das die losgelassenen Gefühle ( z. B. Hassgefühle) gegeben werden. 

Im Unterschied zur hypnotischen Rückführung kann sich der Klient bei dieser Technik an das Erlebte ohne Auftrag dazu erinnern. Seine Kritikfähigkeit war nicht ausgeschaltet.  Auf die Frage in der Rückführung: „Warum bist Du nicht mit dem Auto gefahren?“ wird er antworten: „Damals gab es ja keine Autos.“ und nicht „Was ist ein Auto?“, wie bei tiefenhypnotischer Rückführung.Die Reinkarnationstherapeuten berichten über z. T. spektakuläre Erfolge in der Behandlung besonders therapieresistenter, psychischer, aber auch somatischer Erkrankungen.  Sie begründen dies damit, dass die Behandlung an der wahren Ursache ansetzt und nicht nur Symptome bekämpft. In der Regel ist es nicht das Ziel dieser Methode, dem Wahrheitsgehalt, also der Frage nach der Wirklichkeit von Reinkarnation nachzugehen.  Im Gegenteil wird die Wiedergeburt meist als real vorausgesetzt. (Aber es ist nicht Bedingung für Erfolg, daran glauben zu müssen).  Dementsprechend gibt es nur wenig beweisendes Material aus dieser Arbeit an Einzelfällen. Meist wird nur auf die Therapieerfolge als Beweis hingewiesen, was sicher einzeln genommen nicht ausreicht, weil es Therapieerfolge bei vielen verschiedenen Techniken gibt. Allein die mehr als übliche Zuwendung, die der Therapeut dem Klienten entgegenbringt, kann schon heilend wirken. Die Therapeuten behaupten, bis 90% ihrer Kunden seien rückführbar und hätten Erinnerungen und bei sachgerechter Anwendung der Technik bestehe auch keine Gefahr für den Klienten.